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↓ Rosetta oder Phaistos? Musealisierung von plattformabhängigen digitalen Objekten der Alltagskultur

16:30 - 17:00 - Stiftungssaal

Rocco Leuzzi (St. Pölten)

Volkskundliche Sammlungen interessieren sich für Objekte der Alltagskultur. Das hat bis zum letzten Viertel des 20. Jahrhunderts grundsätzlich auch gut funktioniert. Spätestens seit den 1980er-Jahren gesellt sich zur physischen Materialität noch eine zunächst offen zur Schau getragenen Ebene des digitalen Inhalts, die zunehmend den Kern des Sammelinteresses an dem Objekt darstellt. Mit zunehmendem Alter des Objekts verblasst diese Ebene aber zusehends, wird immer unzugänglicher und kann sich schlussendlich gänzlich dem Zugang sperren.

Die derzeit eingeschlagenen Wege, wie etwa Elektronikspiele der 1980er-Jahre in Computermuseen konserviert werden – Migration, Emulation, Erhaltung und Pflege funktionsfähiger Geräte – sind für die heutigen Systeme wegen der Abhängigkeit von externen Verbindungen nicht mehr gangbar. Die Geräte selbst sind Trägermedien.

Die Ausgangslage des Vortrags bildet ein Überblick über die Arten von Technologien, die seit dem Aufkommen der Abhängigkeit von Außenverbindungen genutzt werden. Darauf aufbauend wird die Frage erörtert, was nötig wäre, um eine ähnlich nachvollziehbare Vermittlung dieser alltäglichen digitalen Dinge für die Zukunft zu gewährleisten und wie das Original zu werten ist. Dafür gibt es bereits Beispiele (Erwerb einer App bzw. ihres Quellcodes durch das Smithsonian, Erwerb von Smartphones „mit Inhalt“, unterschiedliche Ansätze zum Sammeln von digital born Objects etc.). Das digitale Spiel etwa beinhaltet zunehmend eine soziale Komponente, deren Konservierung ähnlich herausfordernd sein dürfte. Museen und Sammlungen brauchen ein Konzept, damit digitale Dinge lesbar und verständlich bleiben. Im Grunde geht es um das gemeinsame Interesse sammelnder Institutionen an der Erhaltung von Kulturgut; wir achten bei allen Neuzugängen auf die Objektgeschichten und auf die gute Dokumentation, sehen uns aber in dieser Situation mit einer besonders flüchtigen Inhaltsebene konfrontiert.

Der Beitrag soll die unterschiedlichen Ansätze vergleichen; der Sammlungsbereich Volkskunde der Landessammlungen Niederösterreich steht derzeit am Beginn dieser Auseinandersetzung. Konkrete Beispiele sollen anhand der Übernahme eines Robotik-Konvoluts aus einem Förderungsprojekt für Schüler:innen in Niederösterreich sowie der Frage nach der Erhaltung regionaler Smartphone-Apps erörtert werden. Ein besonderer Fokus soll dabei auf Möglichkeiten gelegt werden, ohne Unterstützung des Herstellers langfristig die Vermittelbarkeit der Inhalte zu gewährleisten.