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↓ Kollektive Erinnerungen in ihrer digitalen Vermittlung. Digitalisierung und Kanonisierung kultureller Gedächtnisse am Beispiel des ländlichen Frankens

17:00 - 17:30 - Stiftungssaal

Franziska Mair (Regensburg)

Jüdisches Kulturerbe im ländlichen Franken und der heutige Umgang damit bilden die Basis der erinnerungskulturellen Feldforschungen im Rahmen meiner Dissertation. Ich führte von 2019 bis 2022 eine Ethnographie des Gedenkens an jüdische Geschichte und Kultur anhand materieller Zeugnisse in Dörfern und Kleinstädten durch. Hierfür interviewte ich Akteur:innen und begleitete in teilnehmender Beobachtung Exkursionen auf jüdische Friedhöfe und in ehemalige jüdische Stadtviertel.

Anknüpfend an erinnerungskulturelle Fachdiskurse, etwa Gottfried Korffs Beitrag zur „Öffentlichen Erinnerungskultur“ (1991) oder Konrad Köstlins Aufsatz zur „Verortung des Gedenkens“ (2006), untersuche ich ein dynamisches Feld, das sich mit Jan Assmann am Übergang vom kommunikativen zum kulturellen Gedächtnis befindet (Assmann 2005). Mit Christoph Bareithers Perspektive der Mediated Pasts (2020) verstehe ich den Zusammenhang von (digitalen) Medien und kollektivem Erinnern als von und durch Medien geschaffen und geformt. Er bezieht sich auf die Verschränkung beider Felder in den Digital Memory Studies (z.B. Mediated Memories von José van Dijck 2007; Digital Memory Studies von Andrew Hoskins 2018; Doing Digital Heritage von Sabine Eggmann 2020).

In meinem Beitrag möchte ich auf digitale Aspekte eingehen, die sich aus meiner Ethnographie ergeben haben. In meinem Feld findet sich ein Diskurs, der für die Vermittlung von im Rahmen lokalhistorischer Forschung geschaffenem Wissen bestimmte, digitale Medien bevorzugt: Am Beispiel der Dokumentation der im Verschwinden begriffenen Inschriften von Grabsteinen historischer jüdischer Friedhöfe wird die Erstellung einer Datenbank vor einer Buchpublikation priorisiert, da man sich davon erhofft, jederzeit neues Wissen ergänzen und weltweit Zugriff sichern zu können. Andere Akteur:innen der Erforschung und Dokumentation jüdischer Grabmale praktizieren dies nicht. Daher stelle ich die Frage, aus welchen Motiven Akteur:innen digitale Datenbanken erstellen und frage auch nach der Art und Weise, wie sie dabei vorgehen.

Übergeordnet steht die Frage nach dem Zusammenhang der Digitalisierung von kulturellem Erbe und der Kanonisierung kultureller Gedächtnisse im Zentrum meiner Überlegungen.