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↓ Kalte Kacheln. Diskursivierungen des Umgangs mit digitaler Technik am Beispiel der online-Lehre

17:00 - 17:30 - Z.108/109

Marion Näser-Lather (Innsbruck)

Seit Beginn der Covid-19-Pandemie hat medial vermittelte Lehre eine starke Konjunktur erfahren. Begleitet wurde diese Entwicklung durch eine kontrovers geführte Diskussion an den Hochschulen und in den Feuilletons, die zum Anlass des vorliegenden Beitrags wurde.

Am Beispiel deutscher Universitäten und mit Schwerpunkt auf dem Konzept der Präsenz möchte ich zeigen, wie sich in der diskursiven Verhandlung digitaler Lehre und der Aneignung technogener Lehr-Räume Interaktionsbedürfnisse und -normen in der Anfangsphase der Pandemie (2020-2021) manifestieren.

Ich beziehe mich dabei auf Umfragen unter Lehrenden und Studierenden (Universität Passau 2020, Universität Marburg 2020, bundesweite Studierendenbefragung Stu. diCo II 2021), Medienberichte und -kommentare sowie eigene Beobachtungen und greife zurück auf die Theorien der Affordanz, medien- und interaktionstheoretische Überlegungen (Beck 2000, Goffman 2001), die ANT und das Konzept der Beheimatungsstrategien (s. z.B. Bausinger 2001, Greverus 2005 und Eggel 2014).

In Diskussionen um Ermöglichungs- und Gefahrenpotenziale digitaler Lehre wird deutlich, wie sich Lehr-Lern-Erfahrungen verändert haben, aber auch, welche Verständnisse und Erwartungshaltungen in Bezug auf gemeinsame akademische Wissensproduktion und gelingendes Studium den Positionierungen von Expert:innen, Lehrenden und Studierenden eingeschrieben sind und welchen Transformationen diese unterliegen. Beschreibungen (vermeintlicher) Effekte digitaler Medieninfrastrukturen spiegeln privilegierte vs. nichtprivilegierte Perspektiven und Bedürfnisse, aber auch (Re-)Konfigurationen von Interaktion.

Diese lassen sich insbesondere anhand der Diskursivierung von Präsenz nachzeichnen – von Imaginationen digitaler Kopräsenz als partizipationsförderndes Modell der Zukunft bis zu ihrer negativierenden und teils pathologisierenden Dämonisierung und von der im progressiven Duktus vorgebrachten Verabschiedung körperlicher Anwesenheit bis zu ihrer mythisierenden Idealisierung. Den Zusammenhang dieses Spannungsfeldes mit der Zuschreibung von Medieneigenschaften und Mensch-Technik-Verhältnissen sowie mit Prozessen der Herstellung von (digitaler) Kopräsenz im Zusammenspiel aus Mediendispositiven und Nutzer:innenverhalten – durch Agency, Habitualisierung und Beheimatung – und dem Erleben der Pandemie, die sowohl transformierende als auch beharrende Kräfte hervortreten lässt, möchte ich in meinem Beitrag näher beleuchten.