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↓ Die Produkte, auf denen wir online surfen: Die User Journey als ein standardisiertes Produkt aus dem Arbeitsalltag einer E-Commerce-Plattform

11:00 - 11:30 - Z 1.08/1.09

Dennis Eckhardt (Nürnberg)

Wenn wir online surfen, sehen wir meistens nicht die Dinge, die dieses Surfen ermöglichen. Das Vergleichen der besten Hotels, das Finden des Stromtarifs mit den wenigsten Aufschlägen oder auch das Entscheiden für den neuen Kühlschrank, der den alten ersetzen soll: All diese Praktiken funktionieren online nur deshalb, weil jemand die Wege, Pfade und ‚Reisen‘ des Vergleichens, Stöberns und Surfens gebaut hat. Dieser Vortrag zeigt aus der Innensicht einer Preisvergleichsplattform, wie eine User Journey hergestellt wird und als standardisiertes Produkt von Arbeit unser digitales Online-Surfen gestaltet.

2019 habe ich eine Feldforschung in einer Preisvergleichsplattform durchgeführt. Ich folgte dabei der Frage, wie es ist, in der Plattform zu arbeiten, und woran gearbeitet wird. Mit dieser letzten Frage verband ich das Interesse aufzeigen zu können, wie die Arbeit an einer Daten-Infrastruktur oder einer User Journey Bedingung produziert, wie man online unterwegs ist.

In diesem Vortrag zeige ich diese Ebene mit meinem Besuch bei einem Nutzer:innentest. Hier werden Proband:innen in qualitativen Testsettings nach dem Aufbau der Plattform-Webseite befragt. Je nach den Erwartungen der Proband:innen, was passieren müsste, wenn dieser oder jener Button angeklickt wird, passen Mitarbeitende die User Journey an. Diese soll Konsumierende an möglichst vielen Bedarfen abholen und beim jeweiligen Produkt, wie der Reise, dem Kühlschrank oder dem Stromtarif, ‚ausspucken‘. Die User Journey ist – so argumentiere ich hier – ein angefertigtes standardisiertes Produkt. Ich zeige dabei, wie die willkürlich wirkende Praxis Online zu surfen, zu einem Standard gemacht wird (Lampland & Star, 2009): was beim Surfen chaotisch wirkt, ist der Umgang mit der User Journey als Standard. Das Internet ist so gesehen voller Produkte, Standards und Waren, die wir als solche nicht sehen: Newsletter, Buttons, User Journeys. Diese interpretiere ich mit Sabine Pfeiffers Theorie der Distributivkraft (2021) als ein Ensemble zur Wertrealisierung: Was E-Commerce-Plattformen wie die Preisvergleichsplattform leisten, ist die gesteigerte Effizienz des Warenabsatzes.

Literatur

Lampland, M., & Star, S. L. (Hrsg.). (2009). Standards and Their Stories. How Quantifying, Classifying, and Formalizing Practices Shape Everyday Life. Cornell University Press; Pfeiffer, S. (2021). Digitalisierung als Distributivkraft. Über das Neue am digitalen Kapitalismus. Transcript.