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Die Poster wurden von Studierenden des Studiengangs Angewandte Kulturwissenschaft der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt/Celovec im Wintersemester 2017 in einem Forschungslabor mit dem Titel „Selfies – Zur Kulturanalyse des Prozesses gesellschaftlicher Ästhetisierung“, gestaltet. Die wissenschaftlichen Poster der Studierenden stellen eine Verknüpfung von Alltagen, Subjekten und Kultur/en der Digitalität her. Eine Auswahl der Ergebnisse dieses Lehrforschungsprojektes wird während der Tagung ausgestellt werden.

Im öffentlichen Diskurs werden soziale Netzwerke oft als Gefahr dargestellt und Selfies mit psychischen Erkrankungen wie „Narzissmus“ oder „Selfitis“ in Zusammenhang gebracht. Das Poster „Mythos ‚Selfie-Krankheit‘“ beschäftigt sich mit der Erfindung der „Selfies als Krankheitserreger“. Das Poster „Doing Ethnicity – Selfies mit nationalen Symbolen“ nähert sich der Verwendung nationaler Symbole in Selfies von Jugendlichen mit Migrationshintergrund an. Diese können einerseits als politisches Bekenntnis und Identitätmarker verstanden werden, andererseits aber auch als Ausdruck persönlicher Suche und Selbstverortung als Ausdruck von Jugendkultur interpretiert werden. Das Poster „Instagram – #betterme“ untersucht Selfies als Ausdruck der gegenwärtigen Selbstoptimierungskultur. Es zeigt, dass Selfies nicht nur normative Schönheitsbilder erzeugen, sondern wie mit diesen in sozialen Beziehungen kommuniziert wird und inwiefern sie zugleich der Selbstpräsentation dienen. Hierbei werden Rollenklischees sichtbar, die sich in ihrer Inszenierung hinterfragen lassen.

Podcasts erfreuen sich seit ihrem Aufkommen Anfang der 2000er-Jahre stetig wachsender Beliebtheit und weckten auch früh das Interesse von Wissenschaftler:innen, sodass heute ein breites Spektrum an Disziplinen und Forschungsfeldern in populären Podcastverzeichnissen vertreten ist. Durch die hohe Flexibilität des Mediums haben diese Wissenschaftspodcasts unkompliziert Einzug in den Alltag ihrer Hörer:innen gehalten und begleiten sie regelmäßig unterwegs und zuhause. So entsteht eine enge Verwobenheit von Technik und menschlichem Alltag, deren Ausgestaltung, Konsequenzen und Veränderungen menschlicher Horizonte Gegenstand der kulturwissenschaftlichen Technikforschung ist (Hengartner 2004).

Meine Masterarbeit, deren vorläufige Ergebnisse als wissenschaftliches Poster auf der Tagung präsentiert werden sollen, beschäftigt sich erstens mit der Frage, warum die Hörer:innen Wissenschaftspodcasts diesen Platz in ihrem Alltag einräumen und zweitens mit den Motivationen der Wissenschaftler:innen, die ebendiese Podcasts produzieren. Mit einem kulturwissenschaftlichen Blick auf diese Fragen wird zudem ein qualitativ angelegter Beitrag zur Podcastforschung im deutschsprachigen Raum geleistet.

Die empirische Basis meiner Arbeit besteht erstens aus einer ethnografischen Vorstudie (podcast ethnography, Lundström/Poletti Lundström 2021), die mir zur Annäherung an den Forschungsgegenstand und die verschiedenen Akteur:innen dient. Hier kann durch das Eintauchen in den Kosmos ausgewählter deutschsprachiger Wissenschaftspodcasts am eigenen Körper (Mohr/Vetter 2013) nachempfunden werden, welche Erfahrungen Podcasthörer:innen machen und ein erster Eindruck von den Motivationen hinter dem Wissenstransfer durch dieses Medium entstehen. An die Vorstudie angeschlossen werden zweitens Leitfadeninterviews mit Hörer:innen und Produzent:innen, die ein Verständnis für die Modi und Formate der Wissensproduktion und deren Rezeption ermöglichen. Die Untersuchung konzentriert sich auf sogenannte Themen-Podcasts (Schreyer 2019), bei denen nicht die Sprecher:innen, sondern ein Thema – bzw. für diese Arbeit eine Disziplin – im Vordergrund stehen.

Die erste Wahl fiel auf den Podcast „Das Universum“ von Florian Freistetter und Ruth Grützbauch, in dem 14-tägig ein astronomisches Phänomen präsentiert und Hörer:innenfragen beantwortet werden. Je nach Datenlage werden weitere Podcasts hinzugezogen.

In den vergangenen zweieinhalb Jahren fand der universitäre Unterricht aufgrund der Pandemie vorwiegend über Online-Plattformen zur audiovisuellen Kommunikation statt. Gleichzeitig ist die digitale Rahmung der physischen Hochschullehre schon längere Zeit etabliert: Beispielsweise sind die Recherchen in Online- Bibliothekskatalogen, die Kommunikationswege per E-Mail sowie das digitale Verfassen und Einreichen von Seminararbeiten für ein Studium vorausgesetzt.

Viele Aspekte davon, was unter dem Begriff ‚Home-Learning‘ erfasst wird, gab es also bereits vor der örtlich-dezentralisierten Lehre. Dennoch stellte die pandemiebedingt stärkere Gewichtung digitaler Arbeitsformate Lehrende wie Studierende vor Herausforderungen. Die Situation katalysierte bestehende Problematiken, brachte jedoch auch neue kurz- und langfristige Strategien im Lehr-, Lern- und Arbeitsalltag hervor.

In diesem Kontext befasse ich mich in meiner Masterarbeit im Fach Europäische Ethnologie an der Universität Wien mit der Analyse studentischer Lern- und Arbeitspraktiken in häuslicher Sphäre. Ein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Untersuchung der Frage, wie Lern- und Arbeitsatmosphären von Studierenden zu Hause geschaffen werden, sowie den strukturgebenden bzw. strukturherstellenden Elementen, welche dabei in den Arbeits- und Lernalltag einfließen.

Dabei lenke ich meine Aufmerksamkeit auf die alltäglichen On- und Offline-Tätigkeiten des studentischen Arbeitens selbst sowie auf die Beschaffenheit der Lern- und Arbeitsumgebung. Schlaglichter richte ich hierbei gezielt auf selbstverständlich gewordene, automatisierte Tätigkeiten und Interaktionen von Personen im Umgang mit (faktischen / digitalen / virtuellen) Gegenständen und ihrem Arbeitsumfeld.

Zur Beforschung des Lebensortes als Lernort führte ich qualitative Interviews mit fünf Studierenden, welche teilweise online, teilweise vor Ort stattfanden. Dabei beschäftigten mich Fragen wie: Was macht das studentische Lernen und Arbeiten zu Hause aus? Wie werden die typische Lernsituation, das Umfeld und das Lernen bzw. Arbeiten selbst gestaltet?

Mein Anliegen ist es auch, mit meiner Masterarbeit aufzuzeigen, dass die ‚digitale Lehre‘ und das studentische Lernen und Arbeiten zu Hause viel mehr umfassen als vorhandenes Internet und audiovisuelle Eingabegeräte.

Beim Studierendenpanel werde ich über diese Forschungsergebnisse mit besonderem Augenmerk auf die digitalen Ebenen des studentischen Arbeits- und Lernalltags sprechen.